Start: 01. Oktober 2025
Spastik und Botulinumtoxin nach Schlaganfall
Das Innovationsfondsprojekt trägt den Namen moVe-it (Evidenzbasierte Botulinumtoxin-Behandlung bei einer Spastik nach Schlaganfall und Verbesserung der interdisziplinären Zusammenarbeit) und zielt auf die Entwicklung eines digitalen Versorgungsmanagements zur Verbesserung des Gesundheitszustands von Erwachsenen mit einer Spastik nach einem Schlaganfall ab:
- moVe-it implementiert eine interdisziplinäre digitale Vernetzung der Versorgungen mit dem Ziel einer an den Leitlinien orientierten Therapie mittels u. a. einer kontinuierlichen Patientenbegleitung.
- In der geplanten neuen Versorgungsform werden patientenindividuelle Therapieempfehlungen im Rahmen von interdisziplinären Fallkonferenzen abgegeben und die Patienten durch die eigens konzipierte moVe-it-App im Versorgungsprozess begleitet.
Konsortialführer
Mobil Krankenkasse
Hühnerposten 2
20097 Hamburg
Konsortialpartner
BDN Berufsverband Deutscher Neurologen
Wulffstr. 8
12165 Berlin
Pressemeldung
Mobil Krankenkasse setzt Innovationsfondsprojekt moVe-it in Konsortialführung um
Als Konsortialpartner übernimmt der BDN folgende Aufgaben:
- Kontaktaufnahme und Rekrutierung von Kooperationspartnern ((Reha-)Kliniken, vertragsärztliche Leistungserbringer)
- Konzipierung von Informationsveranstaltungen für die spezialisierten Facharztpraxen
- Unterstützende Tätigkeit in der Patientenrekrutierung einschließlich Beratung ärztlicher Leistungspartner und Schulung von Physiotherapeuten
- Ansprechpartner bei Fragen zu Untersuchung und Versorgung von Patienten insbesondere bei der Spastik- und Injektionstherapie
- Ansprechpartner für Fragen der FÄ für Neurologie und Nervenheilkunde rund um das Projekt in der gesamten Rekrutierungs- und Interventions- sowie Auswertungsphase
- Beratende und konzipierende Tätigkeit bei der Implementierung in die Regelversorgung unter Berücksichtigung der Sicht der niedergelassenen, ambulant tätigen Neurologen
- Öffentlichkeitsarbeit adressiert an die FÄ für Neurologie u. Nervenheilkunde in Berlin, Brandenburg und Bayern im Rahmen von Vortragstätigkeiten (u. a. Vorträge bei Tagungen des BDN, BVDN und Therapienetzes Spastik-Dystonie Berlin-Brandenburg) sowie bei den o. g. Leistungserbringern und ggf. Schlaganfall-Lotsen
- Beratende Tätigkeit insbesondere in Bezug auf die Durchführung der Evaluation aus fachärztlich-neurologischer Sicht einschließlich Beratung zu strukturellen und ggf. finanziellen Fragen aus dem niedergelassenen Bereich
Hintergrund:
In Deutschland erleiden jedes Jahr ca. 260.000 Menschen einen Schlaganfall. Überlebende eines Schlaganfalls haben eine fast 50%ige Wahrscheinlichkeit, dass ein bis drei Monate später eine Spastik auftritt. In Deutschland leiden vermutlich 250.000 Menschen an einer Spastik als Folge eines Schlaganfalls. In der Spastik-Definition von Lance (1980) wird der gesteigerte Muskeltonus auf eine Übererregbarkeit des spinalen Dehnungsreflexes als eine wesentliche Komponente des ‚Syndroms des ersten motorischen Neurons‘ zurückgeführt. Im Verlauf entstehen daraus weitergehende behindernde Veränderungen auch des Muskel- und Bindegewebes. Für diese klinische Situation existiert seit 2018 eine S2k-Leitlinie, die aktuell auf den neuesten Stand gebracht wird. Wissenschaftlich fundiert wird in dieser Leitlinie die Behandlung mit Botulinumtoxin in definierten Krankheitskonstellationen als indiziert angesehen. In der Versorgungsrealität hat sich gezeigt, dass unter 5 % der Spastik-Patienten leitliniengerecht mit Botulinumtoxin versorgt werden. Folgen einer unzureichenden Behandlung der Spastik sind insbesondere Schmerzen, Kontrakturen und Hautläsionen bis zum Dekubitus sowie ein mangelhaftes Ausschöpfen der motorischen Erholung. Ein wesentliches Problem ist die mangelnde Koordination zwischen den an der Versorgung Beteiligten.
Ziel:
An diesem Missstand setzt das Projekt an. Es wird ein Versorgungsmodell entwickelt, das dem Patientenempowerment und dem Leiten der Patienten in die korrekte Versorgungsebene sowie einer optimierten Behandlung mit Botulinumtoxin dient. Dabei werden die Möglichkeiten der Digitalisierung für die kontinuierliche Selbstbeurteilung mittels Spastik-App durch die Patienten, für Handlungsempfehlungen und physiotherapeutische Übungen und für interprofessionelle Fallkonferenzen genutzt. Das Projekt schließt Erwachsene mit einer relevanten Spastik nach Schlaganfall ein. Der Zeitpunkt des Schlaganfalls ist dabei nicht relevant. Einschlusskriterien: Schlaganfall (ICD I61.*, I63.*, I64.*, I69.*) mit Spastik (ICD G82.1*, G82.4*) Ziel des Vorhabens ist es, durch die leitliniengerechte interdisziplinäre Behandlung mit Botulinumtoxin A und Physiotherapie unterstützt durch telemedizinische Anwendungen (Spastik-App und Videosprechstunde), die gesundheitliche Versorgung von Patient*innen mit Spastik-Syndrom nach Schlaganfall ubiquitär, sicherer, qualitätsverbessert und effizienter zu gestalten.
Versorgungshinhalt:
Die neue Versorgungsform beinhaltet die folgenden Module: 1. Behandlungspfad zur Botulinumtoxinbehandlung aufgrund von Spastik nach einem Schlaganfall (Erst-Indikation und kontinuierliche Evaluation zur Indikation von FolgeInjektionen): Elemente: u. a. Selbstbeurteilung durch die Patienten mittels der SpastikApp, Physiotherapie, interprofessionelle Fallkonferenzen, Einbeziehung bisher eher zurückhaltender Versorger in der Frühphase (z. B. Reha-Kliniken). 2. Spastik-App: Anleitung zur Selbststeuerung durch regelmäßiges Selbstmonitoring des Spastizitätsgrades, frühzeitige Erkennung einer Spastikentwicklung, Einsteuerung der Patienten zur Behandlung in die korrekte Versorgungsebene durch Physiotherapeuten, Hausärzte und Neurologen, Implementierung der interprofessionellen Fallkonferenzen, Physiotherapie-Übungen für das Selbsttraining; 3. Aufbau eines gestuften kompetenzbasierten Modells von Ärzten zur Botulinumtoxintherapie.
Verlinkung:
https://innovationsfonds.g-ba.de/projekte/neue-versorgungsformen/move-it.710
https://mobil-krankenkasse.de/unternehmen/innovationsfonds.html
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